Schlangenbiss in Deutschland?

Schlangenbiss im Hundemaul. (Foto: © Henrik Hofmann)

(hh) – Nicht nur in Südeuropa sind Schlangenbisse ein Risiko für Haustiere. Vor allem in den Bergregionen werden auch in Deutschland regelmäßig Hunde von Kreuzottern verletzt. Die Mortalität liegt bei bis zu 10 Prozent. Ein Grund zur Panik besteht aber nicht!

Logo_Bay_TierärztetageEin kleines Aufschreien, das war’s: Zu sehen ist nicht viel, die Giftzähne der Schlange hinterlassen nur Spuren in der Größe einer Stecknadelspitze. Erst mit der Zeit entwickelt sich ein ringförmiges Hämatom, zumeist an den Gliedmaßen oder im Gesicht. „In etwa zwei Dritteln der uns vorgestellten Fälle haben die Besitzer die Schlange gesehen“, berichtete Dr. Rene Dörfelt von der LMU München auf dem Bayerischen Tierärztetagen in Nürnberg. „Tun sie das nicht, kann es schwierig werden, den Schlangenbiss zu diagnostizieren, da die Symptome unspezifisch sind.“

Kleine Hunde stärker gefährdet

Zunächst solle man die geschwollene Region ausscheren, riet Dörfelt. Man könne dort etwa ein Zentimeter voneinander entfernte Einstichstellen sehen und nach einer Weile ein rundes Hämatom. Das Toxin, das die Schlange freisetzt, ist ein Gemisch aus vielen Proteinen und vasoaktiven Substanzen. Diese können schlimmstenfalls zur disseminierten intravasalen Gerinnung führen. Die Giftwirkung hängt von der Größe und Gewicht des Hundes ab. Kleine Hunde zeigen deutlich stärkere Symptome.

Symptome

Der Schlangenbiss als Verletzungsursache war erst mit Verspätung zu erkennen. (© Foto: Dörfelt/LMU München/Bay. Tierärztetage 2015)

Der Schlangenbiss als Verletzungsursache war erst mit Verspätung erkennbar. (© Foto: R. Dörfelt/LMU München/Bay. Tierärztetage 2015)

Das sind meist Jammern, Lahmheit, Mattigkeit und Zittern. Die Hunde entwickeln zum Teil auch systemische Symptome: Herzarythmien, gerötete Schleimhäute, Schwellungen sind typische Anzeichen.

Dörfelt berichtete von einem „untypischen“ Fall: Die Besitzerin hatte keine Schlange gesehen. Bei der klinischen Untersuchung fiel auf, dass der Hund eine Körpertemperatur von 36,5 Grad hatte. Nach einigen Stunden fiel der Hund in Schock und nach längerem Suchen fanden die Kollegen schließlich die Schwellung und die Bisswunde. Der Schock stelle sich meist als distributiver Schock dar, mit geröteten Schleimhäuten, Tachykardie und verkürzter kapillärer Rückfüllungszeit.

Im Verdachtsfall solle man immer auf Gerinnungsfaktoren, Hämatokrit, kardiale Troponinkonzentrationen und Herzfunktion überwachen. Bei einem Teil der Hunde träten sekundär Leber- und Nierenfunktionsstörungen und Hypoproteinämien auf.

Therapie

Die Therapie bestehe meist aus Schmerzbehandlung, lokaler Wundbehandlung und symptomatischer Behandlung des Schocks. In manchen Fällen sei auch Antibiose angebracht. Dörfelt empfahl den Schock in erster Linie durch Infusionen zu behandeln, falls das nicht reiche, könne man vasoaktive Substanzen wie Dopamin und Norephedrin geben. NSAIDs seien nicht indiziert wegen potentieller Nierenschädigung und Thrombozytenfunktionshemmung. Ein Antiserum wird nicht mehr hergestellt. Das bislang angewendete war allerdings auch in seiner Wirksamkeit umstritten.

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Die Prognose bei Schangenbissen ist grundsätzlich gut, aber es gibt Risikofaktoren. (© Folie: Dörfelt/LMU München/Bay. Tierärztetage 2015)

Die Prognose bei Schangenbissen ist grundsätzlich gut, hängt aber von einigen Faktoren ab.

Der Zustand von Hunden nach Schlangenbissen kann sich innerhalb von ein bis vier Tagen nach dem Biss wegen systemischem Entzündungssyndrom, Gerinnungsstörungen sowie Leber- und Nierenfunktionsstörungen verschlechtern. Sie sollten deswegen intensiv überwacht werden. Bei intensiver Überwachung überleben fast alle Patienten. Werden sie spät eingeliefert oder leiden bereits an Hypothermie, hoher Herzfrequenz, sind das ungünstige Faktoren.

Alle Folien: © Vortrag R. Dörfelt/LMU München/Bayerische Tierärztetage 2015
Beitragsfoto: ©2010 Henrik Hofmann/tierundleben.de

 

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Über den Autor

Dr. Henrik Hofmann

Dr. Henrik Hofmann (hh) betreibt seit 1995 eine eigene Tierarztpraxis in Butzbach. Er ist Fachtierarzt für Allgemeine Veterinärmedizin und hat die Zusatzbezeichnung Akupunktur. (www.tierundleben.de) Als Autor und Redakteur hat Hofmann in etlichen Zeitschriften und Zeitungen rund ums Tier geschrieben. Bei wir-sind-tierarzt.de betreut er schwerpunktmäßig Medizinthemen, den Bereich Praxismanagement und die Rubrik Mensch-Tierarzt. Außerdem steuert er die SocialMedia-Aktivitäten und leitet die Bildredaktion. Zuletzt ist sein Buch „Tieren beim Sterben helfen – Euthanasie in der Tierarztpraxis“ erschienen. Kontakt: henrik.hofmann(at)wir-sind-tierarzt.de
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