(hh) – Nicht nur in Südeuropa sind Schlangenbisse ein Risiko für Haustiere. Vor allem in den Bergregionen werden auch in Deutschland regelmäßig Hunde von Kreuzottern verletzt. Die Mortalität liegt bei bis zu 10 Prozent. Ein Grund zur Panik besteht aber nicht!
Ein kleines Aufschreien, das war’s: Zu sehen ist nicht viel, die Giftzähne der Schlange hinterlassen nur Spuren in der Größe einer Stecknadelspitze. Erst mit der Zeit entwickelt sich ein ringförmiges Hämatom, zumeist an den Gliedmaßen oder im Gesicht. „In etwa zwei Dritteln der uns vorgestellten Fälle haben die Besitzer die Schlange gesehen“, berichtete Dr. Rene Dörfelt von der LMU München auf dem Bayerischen Tierärztetagen in Nürnberg. „Tun sie das nicht, kann es schwierig werden, den Schlangenbiss zu diagnostizieren, da die Symptome unspezifisch sind.“
Kleine Hunde stärker gefährdet
Zunächst solle man die geschwollene Region ausscheren, riet Dörfelt. Man könne dort etwa ein Zentimeter voneinander entfernte Einstichstellen sehen und nach einer Weile ein rundes Hämatom. Das Toxin, das die Schlange freisetzt, ist ein Gemisch aus vielen Proteinen und vasoaktiven Substanzen. Diese können schlimmstenfalls zur disseminierten intravasalen Gerinnung führen. Die Giftwirkung hängt von der Größe und Gewicht des Hundes ab. Kleine Hunde zeigen deutlich stärkere Symptome.
Symptome
Das sind meist Jammern, Lahmheit, Mattigkeit und Zittern. Die Hunde entwickeln zum Teil auch systemische Symptome: Herzarythmien, gerötete Schleimhäute, Schwellungen sind typische Anzeichen.
Dörfelt berichtete von einem „untypischen“ Fall: Die Besitzerin hatte keine Schlange gesehen. Bei der klinischen Untersuchung fiel auf, dass der Hund eine Körpertemperatur von 36,5 Grad hatte. Nach einigen Stunden fiel der Hund in Schock und nach längerem Suchen fanden die Kollegen schließlich die Schwellung und die Bisswunde. Der Schock stelle sich meist als distributiver Schock dar, mit geröteten Schleimhäuten, Tachykardie und verkürzter kapillärer Rückfüllungszeit.
Im Verdachtsfall solle man immer auf Gerinnungsfaktoren, Hämatokrit, kardiale Troponinkonzentrationen und Herzfunktion überwachen. Bei einem Teil der Hunde träten sekundär Leber- und Nierenfunktionsstörungen und Hypoproteinämien auf.
Therapie
Die Therapie bestehe meist aus Schmerzbehandlung, lokaler Wundbehandlung und symptomatischer Behandlung des Schocks. In manchen Fällen sei auch Antibiose angebracht. Dörfelt empfahl den Schock in erster Linie durch Infusionen zu behandeln, falls das nicht reiche, könne man vasoaktive Substanzen wie Dopamin und Norephedrin geben. NSAIDs seien nicht indiziert wegen potentieller Nierenschädigung und Thrombozytenfunktionshemmung. Ein Antiserum wird nicht mehr hergestellt. Das bislang angewendete war allerdings auch in seiner Wirksamkeit umstritten.
Der Zustand von Hunden nach Schlangenbissen kann sich innerhalb von ein bis vier Tagen nach dem Biss wegen systemischem Entzündungssyndrom, Gerinnungsstörungen sowie Leber- und Nierenfunktionsstörungen verschlechtern. Sie sollten deswegen intensiv überwacht werden. Bei intensiver Überwachung überleben fast alle Patienten. Werden sie spät eingeliefert oder leiden bereits an Hypothermie, hoher Herzfrequenz, sind das ungünstige Faktoren.
Alle Folien: © Vortrag R. Dörfelt/LMU München/Bayerische Tierärztetage 2015
Beitragsfoto: ©2010 Henrik Hofmann/tierundleben.de